Klosteranlage

Die Anlage des Klosters Jerichow ist heute in sich geschlossen. Im Süd-Osten ist noch in großen Bereichen die mittelalterliche Klostermauer erhalten, im Nord-Westen runden neuzeitliche Ställe und Scheunen das Areal ab. Im Zentrum der Gesamtanlage liegen die romanische Stiftskirche und die südlich an diese angebaute Klausur. Im Erdgeschoss der Klausur sind die Räume noch in ihrer mittelalterlichen Ausprägung erfahrbar. Das Areal des Klostergartens lädt zum Verweilen ein. Nach mittelalterlichem Vorbild angelegt lädt der Klostergarten mit seinen Flach- und Hochbeeten zum Entdecken ein.

Wiege des norddeutschen Backsteinbaus

Fehlende Natursteinvorkommen östlich der Elbe und bedeutende Bauaufgaben im Kirchenbau begünstigen im 12. Jahrhundert die Entstehung der Backsteinbauweise. Reiche Lehmvorkommen in der Elbniederung bieten beste Voraussetzungen für eine rasche Verbreitung der neuen Technik. Nach dem aufwendigen Aufbereiten, Formen und Trocknen der Rohlinge erfolgt der Brand in Feldbrandöfen. Neben dem Kloster Jerichow entstehen im 12. und 13. Jahrhundert im Jerichower Land mehr als 30 Backsteinkirchen. Ihre schlichte, künstlerische Gestaltung beschränkt sich auf Friese, Lisenen und Portalgewände. In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts steht der Backsteinbau noch ganz unter dem Einfluss des traditionellen Natursteinbaus. So werden z.B. Sonderformate nach dem Brand durch Behauen und Schleifen per Hand hergestellt. Die Backsteinbaukunst erlebt im Jerichower Land in der Zeit der Romanik ihren ersten künstlerischen Höhepunkt und erobert sich in der Zeit der Gotik den gesamten Raum östlich der Elbe.

Baugeschichte

Mit dem Standortwechsel 1148 beginnt ein Jahr später die Bautätigkeit zunächst mit der dreischiffigen, kreuzförmigen Basilika ohne Westtürme. Parallel dazu schreitet der Bau des Ostflügels der Klausur mit Kapitelsaal und Dormitorium voran. Um 1200 folgt der Einbau einer zweischiffigen Krypta im Ostteil der Kirche bei gleichzeitiger Verlängerung des Kirchenschiffes nach Westen und Errichtung der unteren Turmgeschosse. Auch das Winterrefektorium im Südflügel und das Amtshaus im Westflügel der Klausur entstehen in diesem Zeitabschnitt. Erst gegen 1220 schließt sich der Innenhof mit Errichtung des Sommerrefektoriums und des Kreuzganges. Ab 1250 werden die Westtürme im gotischen Stil fortgeführt.

Die monumentale Klarheit und Zweckmäßigkeit der Architektur des 12. Jahrhunderts beeindruckt noch heute Außen wie Innen. Der durch den roten Backstein wirkende Innenraum der Kirche vermittelt ein einzigartiges Raumerlebnis romanischer Sakralarchitektur. Mächtige Rundpfeiler tragen die Arkaden des Mittelschiffes. Über der Krypta mit ihren reich gestalteten Kapitellen erhebt sich der Chorraum mit dem Hochaltar. Auch in den Klausurräumen künden prächtige Kapitelle von der Meisterschaft mittelalterlicher Steinmetzkunst. Der Klosterhof lädt zu Ruhe und Besinnung ein. Vom umgebenden Kreuzgang sind nur der Süd- und Westflügel erhalten geblieben. Der Ostflügel wurde 1968-70 rekonstruiert und am südlichen Seitenschiff der Kirche sind die Spuren des im 16. Jahrhunderts abgebrochenen Nordflügels zu erkennen.